Zwischen Fließband und Hunger – Fordismus statt Marxismus

von
Hermann Golle
Inhalt
„Ich trage zwei Geräusche in mir: das Surren des Bandes – und das lautlose Leersein der Vorratskeller.“ Dieses Buch legt zwei Wirklichkeiten nebeneinander. Hier Henry Fords „Produzieren und Dienen“: das vorbeiziehende Band, der eine Handgriff, Löhne, die wachsen, während Preise fallen. Präzision, die greifbar wird – in Werkhallen und Werkzeugbauten von ESEM, HILO, Pfauter bis zum frühen Volkswagen-Projekt; eine Produktionslogik, die Technik zugänglich macht und Biografien hebt. Dort die Praxis der Kollektivierung: der Holodomor 1932/33, nicht als Chiffre, sondern als erfahrbare Wirklichkeit. Überzogene Abgaben, „schwarze Listen“, gesperrte Wege; ausgekratzte Vorratskeller, verkochtes Leder, Wildkräuter im Topf; Kinder mit aufgeblähten Bäuchen, leere Schulräume, ein Kolchoswagen für täglich neue Gräber. Hunger nicht als Schicksal, sondern als verwaltete Gewalt. Zwischen diesen Polen laufen Lebenswege: Demontierte Betriebe, Familien, die ihr Können nach Westen tragen, und ein junger Mann wie Wolf-Achim Krasting, der Bautzen und Mühlberg übersteht und mit einem alten Rucksack voll Zimmermannswerkzeug neu beginnt. Akten, Briefe, Erinnerungen, die noch heute schwer in der Hand liegen, verdichten sich mit Forschung und Zeitzeugnis zur Erzählung von Ursache, Ablauf und Folge – von der Werkbank bis ins Gedächtnis. Eine Gegenüberstellung von Produktionsethos und Herrschaftspraxis – und eine Einladung, hinzusehen: auf Arbeit, die hebt, und auf Hunger, der entwürdigt; auf das, was Menschen stark macht, und auf das, was sie bricht.
Preis
12.95
ISBN
9783987274763

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